Thomas Knigge, Leiter Finanzen Avista Oil

„Die Rahmenbedingungen in den USA sind sehr interessant” 

Altöl und Nachhaltigkeit – auf den ersten Blick ein Widerspruch. Avista Oil zeigt jedoch seit den 1950er Jahren, dass beides zusammengehört: Das Unternehmen zählt zu den Pionieren der Kreislaufwirtschaft. Im Interview spricht Thomas Knigge, Leiter Finanzen bei Avista Oil, über das Geschäftsmodell und erklärt, warum ausgerechnet die USA derzeit zu den attraktivsten Märkten für das Unternehmen zählen.

Sie sagen von sich selbst, dass sie Raffination neu definieren. Wie hat der Fokus auf Kreislaufwirtschaft Ihr Geschäftsmodell verändert?

Man kann sagen, dass Kreislaufwirtschaft der Kern unseres Geschäftsmodells ist. Schon seit der Gründung in den 50er Jahren bereiten wir Altöl auf, nur war dieser Prozess damals noch deutlich rudimentärer als heute.

Inzwischen decken wir die gesamte Wertschöpfungskette des Gebrauchtölrecyclings ab: Sammlung, Produktion, Blending und Vertrieb. Wir sammeln Gebrauchtöle und weitere ölhaltige Flüssigkeiten, die anschließend mittels unserer Re-Raffinationstechnologien zu Ölen aufbereitet und zum Teil auch zu Schmierstoffen weiterverarbeitet werden. Alle End- und Nebenprodukte werden als hochwertige Einsatzstoffe, z.B. an Mineralölhändler, Schmierstoffhersteller und die Industrie, verkauft. Die dahinterstehende Technologie ist weltweit führend und bietet bei der Herstellung von Basisölen bis zu 90 % CO2-Einsparung im Vergleich zur Herstellung von Basisöl aus Rohöl.

Sie planen einen signifikanten Ausbau Ihrer Aktivitäten in den USA, was macht diesen Markt für Sie so attraktiv? Wie entwickelt sich dort der Markt für Recyclingöle?

Spannenderweise ist die USA ein hochprofitabler Markt für uns, obwohl man auf Basis der aktuellen Berichterstattung das Gegenteil vermuten könnte. Für uns sind die Rahmenbedingungen noch immer sehr interessant, insbesondere wegen der im Vergleich zu Europa starken Wirtschaft, den geringeren bürokratischen Hürden, der übersichtlichen Regulatorik und dem niedrigeren Steuersatz.

Unsere oberste Priorität ist es nun, die steigenden Anforderungen an Basisöle in diesem Kernmarkt zu erfüllen. Daher war es uns wichtig, dass unsere Finanzierung spezifisch Investitionen in den USA ermöglicht.

Treiben Sie aktuell weitere Initiativen voran, um Ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen weiter auszubauen?

Wir sehen die ökologischen Aspekte als essenziellen Bestandteil in all unseren Entscheidungen. Mit unserem Kreislaufwertschöpfungsmodell gelingt es uns bereits, die natürlichen Ressourcen des Planeten zu schützen. Mit der Erweiterung der Verarbeitungskapazität unserer Produktionsstätten – und dafür stehen die Finanzierungsmittel ja unter anderem zur Verfügung – leisten wir einen positiven Beitrag zur Ressourcenschonung und kommen zudem unseren eigenen Nachhaltigkeitszielen näher. Ferner investieren wir gezielt in Forschung und Entwicklung neuer Technologien, Produkte und Dienstleistungen.

Langfristig wollen wir einen erheblichen Anteil unseres Umsatzes aus neuen Geschäftsfeldern generieren. Unsere Expertise im Recycling flüssiger Stoffe soll dabei weit über die Ölaufbereitung hinaus zum Einsatz kommen. So haben wir kürzlich eine Kooperation mit einem großen Unternehmen gestartet, um Lösungsmittel nachhaltig zu recyceln. Der Bedarf an klimafreundlichen Alternativen wächst stetig – unser Ziel ist es, diesen Bedarf aktiv zu bedienen und zugleich beim Product Carbon Footprint Maßstäbe zu setzen. Darüber hinaus richten wir unser Handeln konsequent an internationalen Klimazielen aus.

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit der NORD/LB?

Die NORD/LB hat sich gleich zu Beginn unserer Gespräche gründlich mit unserem Geschäftsmodell beschäftigt. Dies bedeutete zwar für sie und uns einen erhöhten Arbeitsaufwand, schließlich mussten unser Geschäftsmodell, Abhängigkeiten, Korrelation, Chancen und Risiken hinreichend erläutert werden, führte aber in der Folge zu einem sehr lautlosen Prozess. Aufkommende Herausforderungen konnten durch das aufgebaute Wissen lösungsorientiert und effizient überwunden werden. Zudem passte es menschlich sehr gut. Es wurde mit offenen Karten gespielt und an einem Strang gezogen, um das beste Ergebnis – für alle Seiten - zu erzielen.

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