Interview mit Christian Kemper

„Pflanzliche Proteine sind heute in weiten Teilen Mainstream.“

Christian Kemper, Managing Director der Emsland Group in der Grafschaft Bentheim, erläutert im Interview, wie das Unternehmen den Einstieg in die Produktion von Proteinen auf Erbsenbasis gestaltet hat, welche Entwicklungen man auf den Märkten erwartet und was die Zukunft der fleischlosen Kost bringt.

Frage: Die Emsland Group bietet ein breites Produktportfolio auf der Basis pflanzlicher Produkte an. Was bedeutet der derzeitige Trend zu pflanzenbasierten Proteinen für Ihre Produktpalette?

Christian Kemper: Gemäß unserem Motto „Using nature to create“ spielt uns als Verarbeiter von pflanzlichen Rohstoffen der derzeitige Trend natürlich in die Karten. Hier kommt uns zugute, dass wir schon zu Beginn der Nuller Jahre uns mit dem Thema alternative Rohstoffe beschäftigt haben und die Erbse in unser Programm aufgenommen haben.

Aber nicht nur bei den Proteinen, sondern auch bei den Clean Label Stärken ohne chemische Modifikation sowie den Fasern auf Kartoffel und Erbsenbasis bieten wir für die stetig steigenden Anwendungen funktionelle Ingredients.

Frage: Sie sind stark in der Weiterverarbeitung von Kartoffeln. Wie sind Sie auf die Idee zur Extraktion von Erbsenproteinen gekommen?

Christian Kemper: Ursprünglich war die Verarbeitung von Erbsen zur ganzjährigen Auslastung der Produktionsanlagen nach der Kartoffelstärkekampagne vorgesehen. Das anfallende Protein wurde zunächst in erster Linie in der Fischzucht vertrieben. Der Bedarf an Proteinen für den Lebensmittelbereich und die Humanernährung entstand in größerem Maße vor etwa zehn Jahren. Heute sind pflanzliche Proteine in weiten Teilen mainstream. Man muss allerdings sagen, dass die Funktionalitäten der einzelnen Produkte sich stark unterscheiden und es dadurch immer noch ein Spezialitätengetriebener Markt ist.

Frage: Welche langfristigen Wachstumspotenziale sehen Sie im neuen Segment mit pflanzlichen Proteinen?

Christian Kemper: Wenn wir uns die unterschiedlichen Prognosen der Marktforschung ansehen, wird generell von ca. 10 % p. a. Wachstum ausgegangen. Wir erwarten nicht, dass sich der Trend umkehren wird, er mag allerdings etwas an Dynamik verlieren, Das werden die nächsten 3-5 Jahre zeigen. Fakt bleibt, dass die Menschen auf Basis tierischer Proteine allein auf Dauer nicht ernährt werden können.

Wir sehen hier auch Chancen für unser Kartoffelprotein. Dieses bietet einzigartige Funktionalitäten, ist allerdings im Produktionsprozess komplexer. Unser F&E und Prozesstechnik-Team arbeitet mit Hochdruck an diesem Thema. Es ist Bestandteil unserer langfristigen Unternehmensstrategie.

Frage: Welche Veränderungen erwarten Sie für Ihr Geschäft vom Trend zu weniger Fleisch?

Christian Kemper: Wir erwarten, dass für die immer im Stärkeprozess anfallenden Proteine eine permanente Verwendung im Lebensmittelbereich stattfinden wird. Wir glauben auch, dass es der Schlüssel zum Erfolg sein wird, sich hier mit Qualitäten und Funktionalitäten abzusetzen und sind überzeugt, dass in der Weiterentwicklung der Proteine noch lange kein Ende erreicht ist und es hier permanenter Anstrengung in der Entwicklung bedarf.

Für die Stärkeseite sehen wir auch Chancen. Viele Produkte im veganen Bereich benötigen Spezialstärken und aufgrund der Beschaffenheit sind hier häufig Produkte auf Basis Kartoffelstärke die bevorzugte Wahl.

 

Kontakt