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„Herausforderungen als Chance sehen“

Die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) ist einer der führenden Agrarhändler in Deutschland. Das Unternehmen handelt unter anderem mit Agrarerzeugnissen wie Getreide, Ölsaaten und Kartoffeln, aber auch mit Betriebsmitteln für die Landwirtschaft sowie mit Agrartechnik. Das Kerngeschäft befindet sich aufgrund der beschleunigten Konsolidierung in der Landwirtschaft, aber auch auf der Seite der Lieferanten, im Umbruch. Zusätzlich werden steigende Volatilitäten bei den Commodities, zunehmende Regulatorik und die angespannte Situation in den Lieferketten aktuell zur Herausforderung. Im Interview sprechen wir mit Michael Göthner, RWZ-Finanzvorstand, über Krisen als Chancen und ihren ESG-Kredit bei der NORD/LB.

Die RWZ ist die drittgrößte landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft Deutschlands. Vor welchen Herausforderungen steht die Branche gerade – und wie lassen sich in der derzeitigen schwierigen Situation Lösungen finden?

Bereits vor Pandemie und Ukraine-Krieg musste die Branche sich mit Herausforderungen wie der zunehmenden Regulatorik, einem generellen Strukturwandel und dem Fachkräftemangel auseinandersetzen. Die Pandemie und der Krieg haben die Situation letztlich verschärft: Probleme in den Lieferketten (zusätzlich verstärkt durch die stark gestiegenen Energiepreise) sowie steigende Volatilitäten bei den Commodities.

Dennoch blicken wir positiv in die Zukunft, wir setzen seit Jahren auf starke Allianzen, davon profitieren wir heute. Trotz weltweiter Lieferunsicherheiten können wir unseren Kunden weitestgehend Warenverfügbarkeit gewährleisten – da haben wir dank unserer Allianzen auf der Einkaufsseite einen Vorteil gegenüber einigen Wettbewerbern. Insgesamt versuchen wir, die derzeitigen Herausforderungen als Chance zu sehen.

Was ist heute wichtig in Sachen ESG für ein Unternehmen wie die RWZ?

Das Thema ist für uns als Agrarunternehmen seit jeher wichtig – wir sind vom Klimawandel betroffen, gleichzeitig ist der Agrarsektor aber auch ein maßgeblicher Verursacher des Klimawandels. Darauf reagieren wir mit einem Programm zur Reduzierung unseres CO2-Fußabdruckes. Wir investieren in Photovoltaik-Anlagen und passen unser Produktportfolio an. Da ergeben sich spannende neue Möglichkeiten, wie alternative klimafreundliche Pflanzenschutzkonzepte oder unser Joint Venture, die KlimaHumus GmbH, welche die Landwirte beim Humusaufbau unterstützt. Dies führt zum einen zu gesünderen Böden und zum anderen zur Bindung von CO2 im Boden. Auch unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wollen wir gerecht werden und wirken aktiv gegen die Verschwendung von Agrarrohstoffen und unterstützen Landwirte in Teststudien zu neuen Produkten.

 

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Bonus-Malus-Struktur der Kreditlinie? Was stand hinter der Entwicklung dieses speziellen Tools – welche Herausforderungen in Ihrem Tagesgeschäft sprechen Sie damit an?

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Wir sind bestrebt, unsere Geschäftstätigkeiten möglichst nahhaltig zu gestalten, da ist die Entscheidung für einen ESG-Kredit der nächste logische Schritt. Bei der Erstellung unseres Kredits haben wir eine Bonus-Malus-Struktur entworfen. Das bedeutet konkret, dass unser Zinssatz mit festgelegten ESG-Zielen verbunden ist, sprich: verfolgen wir unsere Ziele erfolgreich, sinkt unser Zinssatz. Auf der anderen Seite steigt dieser, wenn wir unsere Ziele nicht erreichen. Besonders in der Hektik des Tagesgeschäfts ist diese Struktur ein Treiber, der uns anhält, unsere Ziele langfristig und nachhaltig zu verfolgen.

Was ist heute wichtig bei der Zusammenarbeit mit einer Hausbank? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der NORD/LB?

Seit vielen Jahren arbeiten wir mit einem Bankenkonsortium. Hier hat sich die Zusammenarbeit mit der NORD/LB als sehr erfolgreich erwiesen. Während unseres letzten Konsortialkredits haben wir diese Beziehung sogar weiter intensiviert. Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Banken ein hohes Maß an Branchenexpertise mitbringen, um uns optimal unterstützen zu können. Die Zusammenarbeit mit der NORD/LB ist da top und zeichnet sich dadurch aus, dass wir in einem stetigen konstruktiven und kritischen Austausch miteinander stehen. So konnte sich über die Jahre eine faire Partnerschaft mit einer soliden Vertrauensbasis entwickeln.

RWZ-Technikzentrum Wölfersheim; ©RWZ
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RWZ-Standort Andernach am Rhein; ©RWZ

Statement von Andrea Pellny, Firmenkundenbetreuerin der NORD/LB

„Über die jahrelange Betreuung konnte kontinuierlich das gegenseitige Vertrauen weiter ausgebaut werden. Im Zusammenhang mit der Verlängerung des Konsortialkredites haben wir jetzt erstmalig die Rolle des Co-MLAs übernommen. Aus dieser Position stehen wir jetzt für weitere Themen (Zinssicherung und spezielle Working Capital Finanzierungen) in guten Gesprächen. Die Zusammenarbeit mit der RWZ ist hervorragend.“

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