„Inflation – Zinswende – Zeitenwende – Der Marktdialog mit unseren Kunden war niemals wichtiger als heute!“

Das Inflationsszenario verhärtet sich weiter, getrieben von Lieferkettenproblemen, Nahrungsmittelknappheit und der Gas- und Energiekrise werden die Märkte volatiler. Die wirtschaftliche Lage in Europa und Deutschland und damit die Bewertung durch die Wirtschaft, durch IFO Index, Verbrauchervertrauen und Co., trübt sich deutlich ein. Der Dialog mit den Kunden zur Entwicklung von Ideen zur Risikosteuerung rückt immer weiter in den Fokus. Nach einer Dekade extrem niedriger Geld- und Kapitalmarktsätze, hat der Zinsmarkt in den letzten Monaten eine starke Dynamik mit deutlichen Zinsanstiegen gezeigt und Zinssicherung wird zur Kernherausforderung. Mit Sebastian Heddergott, Abteilungsleiter Sales Wholesale Customers NORD/LB, sprechen wir über die verschiedenen Lösungen der Zinssicherung. 

Herr Heddergott, wie schätzen Sie die derzeitige gesamtwirtschaftliche Situation ein und wie geht es weiter im Herbst?

Die Unsicherheiten der letzten Quartale sind geblieben und auch das Inflationsszenario scheint sich weiter zu verhärten. Nicht zuletzt angetrieben durch Zweitrundeneffekte wie Gehaltsanpassungen und eine verstärkte Kerninflation. Angeführt allerdings bleibt die Entwicklung vom wohl präsentesten Thema der Energiekrise: Gas- und Energiepreise werden vorerst langfristig auf einem hohen Niveau bleiben. Daher ist es auch von Seiten der EZB wahrscheinlich, dass sie weitere Zinsschritte einleitet, die Kernaufgabe einer Erhaltung der Preisstabilität mit einem Inflationsziel von ungefähr zwei Prozent wird seitens der EZB wieder in den Fokus rücken.

Gehen wir zum Thema Geld. Wie wird sich die Inflation weiter entwickeln?

Inflation is here to stay – so können wir davon ausgehen, dass sich dieses Thema in Lohnzweitrunden, steigenden Bruttomieten und letztlich dem Kreislauf der Industrie wiederfinden wird. Hinzu kommen globale Lieferkettenschwierigkeiten ausgelöst durch die Corona-Pandemie sowie die weltweiten Nahrungsmittelverknappungen, angetrieben durch den Klimawandel sowie die Ukrainekrise, die hier dem Inflationsdruck massiv Vorschub leisten. Ernteausfälle sind keine Seltenheit mehr, Energiebedarf und -kosten steigen und die Produktion wird – verstärkt durch Extremwetterereignisse – zunehmend volatiler. Insgesamt können wir daher annehmen, dass die aktuellen Preisschocks nur der Startschuss einer längerfristigen Teuerungswelle sind.

Wie gehen Ihre Kunden mit dem Thema derzeit um?

Unsere Kunden sehen den Kaufkraftverlust derzeit besonders in einem Shift von Non-Food-Produkten zu Lebensmitteln und einer generell zurückhaltenden Konsumlaune. Heute und in der absehbaren Zukunft beanspruchen Lebensmittel sowie massiv gestiegene Energiepreise den Großteil des Warenkorbs.
In Folge der Lieferkettenengpässe sind Kunden zur Anpassung von Kooperationen, Produktionsstandorten und Preisen gezwungen. Dies hat auch seine Auswirkungen auf den Finanzierungsbedarf. Flexibilität und Zinssicherung verbunden mit der Angst vor weiterem Zinsanstieg sind hier die Stichwörter. Stellt sich die Frage, wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung und wie werden sich die Zinsen entwickeln? Glücklicherweise können wir bei dieser Herausforderung auch auf strukturierte Lösungen wie z.B. das Pre-Hedging zurückgreifen.

Die NORD/LB bietet seit einiger Zeit dieses sogenannte Pre-Heding an. Was hat es auf sich mit dem Produkt?

Oft können unsere Kunden nicht genau sagen, wie hoch der Finanzierungsbedarf in Zukunft sein wird, eine Sicherung des aktuellen Zinsniveaus zum Schutz gegen weitere Zinskostenanstiege ist jedoch gewünscht. Dabei kommt das Pre-Hedging ins Spiel: Es unterscheidet sich von unseren klassischen Zinssicherungsinstrumenten im Wesentlichen darin, dass unser Kunde sich das aktuelle Zinsniveau sichern kann und gleichzeitig in der Zukunft flexibel auf eine geänderte Zinslandschaft reagieren kann. Zum Zeitpunkt des Finanzierungsbedarfes kann er dann den Kreditbedarf und die dann sinnvoll erscheinende Zinssicherungslösung genau definieren, dies kann zum Beispiel zwei Jahre nach Abschluss des Pre-Hedges stattfinden. Hierzu definieren wir im Vorfeld lediglich einen „Sockelbetrag“ der künftigen Finanzierung und veranschlagen eine Ausgleichszahlung auf Basis des aktuellen Marktwerts. Bei einer potenziellen Verteuerung des Darlehensabschlusses (Zinsanstieg) erhält der Kunde eine entsprechende Ausgleichszahlung aus dem „Pre-Hedge“.

Welche Vorteile bietet Pre-Hedging?

Das Interesse an strukturierten Zinssicherungslösungen wie dem Pre-Hedging ist aktuell stark gestiegen, hier können Kunden in Zeiten von Planungsunsicherheiten flexibler auf zukünftige Zinsentwicklungen reagieren. Der Kunde kann zu einem Zeitpunkt in der Zukunft aktiv mitentscheiden, welches Zinssicherungsinstrument zu diesem Zeitpunkt am passendsten erscheint. Gleichzeitig bleibt der Kunde hiermit vor potenziell gestiegenen Zinsen geschützt. Jedoch sollte dieses Produkt nur in Anspruch genommen werden, wenn bereits abzusehen ist, dass in den nächsten Jahren ein Finanzierungsbedarf besteht. Zu guter Letzt ist dieses Angebot prämienfrei und bindet bei Abschluss keinen Cash-Flow des Kunden.

Welche anderen Instrumente gibt es noch?

Neben dem Pre-Hedging bieten wir unseren Kunden eine Vielzahl von strukturierten individuell auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten Zinssicherungsinstrumenten an. Darüber hinaus gibt es natürlich die klassischen Lösungen wie Festsatzswaps, sowie Caps, Floors, Collars, dies sind sogenannte optionale Absicherungsinstrumente, die gegen Prämienzahlung ähnlich einer klassischen Versicherung Zinsober- und Untergrenzen absichern.

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