„Veränderungen im Akquisitionsgeschäft“

Volatile Zeiten erfordern Flexibilität und Anpassungen in allen Bereichen – daher sind zuverlässige Partnerschaften gerade heute das A und O geschäftlichen Erfolges. Ein Wandel des Werteverständnisses unserer Gesellschaft spiegelt sich auch in geschäftlichen Beziehungen. So auch deutlich sichtbar bei aktuellen Übernahmen durch PE-Häuser: Die Auswahlkriterien für beliebte Targets haben sich gewandelt und ESG-Richtlinien rücken in den Vordergrund. Über die Veränderungen im Akquisitionsgeschäft sprechen wir mit Colmar Dick, Leiter Akquisitionsfinanzierung NORD/LB. Ein Beispiel für gesellschaftsrelevante Investitionen ist die CONSTELLATION ACADEMY und ihr Investor CONSTELLATION CAPITAL. Sie sprechen mit uns über ihr außergewöhnliches Engagement im Bildungssektor und die Zusammenarbeit mit der NORD/LB als finanzierende Bank.

Herr Dick, die Zahl der Übernahmen von Unternehmen durch PE-Häuser lief auch in diesem Jahr bisher auf Hochtouren. Wie geht die Entwicklung weiter?

Wir haben nach Ausbruch des Ukraine Krieges zunächst weiterhin eine sehr hohe Anzahl von mittelständischen Übernahmen durch PE-Investoren erlebt. Mit zunehmender Sichtbarkeit der Auswirkung dieses Krieges wurden allerdings auch Transaktionen wieder vom Markt zurückgezogen.

Was wir zudem wahrnehmen ist, dass die Due-Diligence-Prüfungen als Prozess derzeit insgesamt etwas langwieriger sind. Der Hintergrund: Durch die Krise werden Targets eingehender und dadurch länger betrachtet und die Käufer schauen noch einmal genauer auf den avisierten Kaufpreis und steigen erneut in die Preisverhandlung ein. Was wir derzeit beobachten sind daher relativ viele nachgelagerte Kaufpreiszahlungen, d.h. Kaufpreise sind jetzt stärker an die Erfüllung von Geschäftszielen gebunden. Ein typisches Phänomen von Zeiten, in denen Käufer und Verkäufer sich über die weitere wirtschaftliche Entwicklung nicht weitestgehend einig sind! Insgesamt glaube ich, dass die Deal-Aktivität geringer sein wird als im letzten Rekord-Jahr. Dennoch ist sie bisher ok, denn attraktive Targets und die Treiber gibt es nach wie vor.

Welche Ziele verfolgen PE-Häuser heute und was ist ihre langfristige Strategie?

Die Value Creation der PE-Häuser zum Erreichen ihrer Renditeziele mit dem Target hat sich verlagert. Neben dem kurzfristigen Fit-Machen für etwaige Krisenauswirkungen gewinnen langfristig vor allem ESG- und Digitalisierungsziele höhere Bedeutung für die Wertsteigerung mit Blick auf einen erfolgreichen Exit.

Colmar Dick, Leiter Akquisitionsfinanzierung NORD/LB

Auf Basis des organischen Wachstum ist nach wie vor anorganisches Wachstum in Form von Buy-and-Build-Strategien gefragt. PE-Häuser arbeiten dabei sehr intensiv mit den Unternehmen zusammen und setzen auf einen stringenten Ausbau – dies zeigt sich auch in der längeren Haltedauer der Targets. Dieser Trend hat sich in den vergangenen 2 Jahren deutlich verstärkt.

Was sind derzeit die Hintergründe für den Verkauf mittelständischer Unternehmen und welche kommen überhaupt auf den Markt?

Die Nachfolgethematik bleibt ein permanentes Grundrauschen. Hinzu kommen erfolgreiche Unternehmen, deren Führung gerne den nächsten Wachstumsschritt gehen möchte. Dazu suchen sie sich Partner, die bereits über umfangreiche Erfahrung für die Umsetzung von Wachstumsstrategien verfügen und sie hier auf der Managementebene begleiten können. Zusätzlich ergibt sich daraus ein angenehmer Nebeneffekt der Vermögensdiversifizierung für den Altgesellschafter, da es zu einem ersten Cash-Out kommt.

Auf dem Markt sind die Unternehmen besonders gefragt, die auch in der Corona-Zeit gesucht wurden. Der Trend hält hier an. IT, Software, HealthCare und entsprechende Dienstleistungsunternehmen sind derzeit deutlich populärer als produzierendes Gewerbe mitsamt seinen komplexen, internationalen Lieferketten. Außerdem finden sich nun mittelständische Unternehmen, die während der Corona-Krise ein besonders gutes Wachstum verzeichnen konnten auf dem Markt. Die Schwierigkeit für den Käufer besteht darin, zu analysieren, ob dieses Wachstum auch unter den geänderten Rahmenbedingungen fortzusetzen ist oder ob es sich um einen reinen Coronagewinner handelt.

Wie unterstützen Sie und Ihr Team Mittelständler bei der Suche nach dem richtigen Partner?

Am Anfang stehen die M&A Berater und ihre Maklerfunktion, sprich sie betreuen und organisieren den gesamten Verkauf, im nächsten Schritt gehen diese auf PE-Häuser zu und diese wiederum auf die Banken. Eine Kette, in der wir zunächst lediglich für die Finanzierung zuständig sind, aber auch wir haben unseren eigenen M&A Kooperationspartner, mit welchem wir langfristig zusammenarbeiten und somit wesentlicher Baustein solcher Konstrukte sind.

Welche Rolle spielen Akquisitionsfinanzierungen heute und worum geht es dabei?

Akquisitionsfinanzierungen sind weiterhin sehr gefragt, da diese notwendig sind für die anteilige Kaufpreisfinanzierung zur Realisierung der Transaktionen. Wir sind ein langjährig etablierter Akquisitionsfinanzierer mit ausgeprägter Erfahrung und können uns durch gelebte Akquisitionskonzepte vom Wettbewerb abheben. Bei uns funktioniert dieser Prozess aus einer Hand heraus mit einer Kundenschnittstelle – dies hilft uns, gute Konzepte zu erstellen und positives Wachstum zu verzeichnen.

Ich denke, wir sind trotz volatiler Rahmenbedingungen ein zuverlässiger Partner, da wir die notwendigen Bausteine aus solider Vertrauensbasis zum Kunden und einem notwendigen Maß an Pragmatismus mitbringen.

„Wir widmen unsere Investments gesamtgesellschaftlich wichtigen Themen“

Eine Partnerschaft wie Colmar Dick sie beschreibt, haben wir mit der CONSTELLATION ACADEMY und ihrem Investor CONSTELLATION CAPITAL. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, welches darauf abzielt Bildungsanbietern die Möglichkeit zu geben sich den neusten Anforderungen entsprechend zu restrukturieren. Seit dem Startschuss vor rund 2 Jahren konnte die CONSTELLATION ACADEMY bereits über 50 Standorte im ganzen Bundesgebiet übernehmen – und weiteres Wachstum ist geplant. Daher ist man nun eine strategische Partnerschaft mit der NORD/LB als finanzierende Bank für weitere Zukäufe eingegangen.

Im Gespräch mit CONSTELLATION ACADEMY, dem Investor CONSTELLATION CAPITAL und der NORD/LB lesen Sie hier einen Ausblick auf die Potenziale der Bildungslandschaft.

Wie verändert sich der Bildungsmarkt derzeit, was sind die Treiber und wie positioniert sich dort die CAG?

Rainer Fröhlich: Der Markt für staatlich geförderte berufliche Weiterbildung befindet sich im Umbruch. Bislang waren viele der Einrichtungen stark mit Umschulungen und der Weiterbildung beschäftigt. Durch den demografischen Wandel verändert sich nun das Aufgabenfeld. Jetzt geht es um die Linderung des Fachkräftemangels und die Vermeidung von Arbeitslosigkeit. Und natürlich darum, dass sich Arbeitnehmer, die auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig bleiben wollen, verändern müssen. Zudem verlängert sich die Lebensarbeitszeit peu a peu. Und die Pandemie hat der Bildungsbranche einen Digitalisierungsschub verpasst: Die Zeit der reinen Präsenzschulungen ist vorbei, der Mix aus digital, hybrid und Präsenz ist heute die Regel.

Mit dem Netzwerk der CONSTELLATION ACADEMY Group bieten Sie ein breit gefächertes Angebot an Bildungsangeboten – sowohl lokal und regional wie auch online. Worum ging es Ihnen beim Projekt des Aufbaus eines Netzwerks an Bildungsanbietern?

Stefan Jochum: Erst vergangenen Montag haben wir unser letztes Closing vollzogen. Damit sind wir unserem Ziel, zum führenden Bildungsanbieter im deutschsprachigen Raum zu werden, erneut einen Schritt nähergekommen. Als CONSTELLATION ACADEMY Group arbeiten wir mit CONSTELLATION CAPITAL und der NORD/LB am Aufbau einer Bildungsplattform für Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung – und das bundesweit. Dieser Markt ist aktuell noch stark fragmentiert und befindet sich im Umbruch durch veränderte Anforderungen im Umfeld und der Digitalisierung. Bildungsanbieter und die Wirtschaft kämpfen gegen Fachkräftemangel einerseits und steigende Arbeitslosigkeit andererseits – ein eigentlich widersprüchliches Phänomen. Daher sind kleinere Bildungsanbieter allein kaum mehr in der Lage, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Unser Konzept ist, einen starken, zukunftsorientierten Anbieter als Gruppe aufzubauen.

Die NORD/LB steht der CONSTELLATION CAPITAL als Partner und Financier zur Seite. Was hat Sie überzeugt, die Finanzierung der CONSTELLATION ACADEMY zu begleiten?

Andreas Morgenstern: Der Kontakt zwischen CONSTELLATION CAPITAL und der NORD/LB besteht schon länger. Als diese auf der Suche nach einem Partner für eine Wachstumsstrategie auf uns zukam, haben wir uns zunächst das Geschäftsmodel der CONSTELLATION ACADEMY angesehen. Schließlich müssen sich für eine Partnerschaft die Interessen beider Parteien ergänzen und diese auch das Marktumfeld auf Augenhöhe verstehen – die Branche hat uns insbesondere auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sehr gut gefallen. Wir begleiten damit sowohl Unternehmen als auch die Gesellschaft bei der Transformation. Dies führte zusammen mit unserer „Buy and Build“-Expertise zum Beginn einer sehr partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Heute befinden wir uns in einem strategischen Dialog: Wir besprechen monatlich die Deal-Pipeline und streben gemeinsames Wachstum an – eine im klassischen Bankgeschäft durchaus nicht alltägliche Situation.

Wie schätzen sie den Bildungsmarkt im Bereich Übernahmen und Fusionen ein und wo setzen Sie ihre Schwerpunkte allgemein?

Anton Kallenbach: Das Deal Volumen im Bildungsmarkt stieg bis zum Einbruch der Corona-Pandemie stetig an und brach dann ein wenig ein. Heute bieten sich auf dem Bildungsmarkt mehr Opportunitäten und wir spüren einen leichten Aufwärtstrend. Das freut uns ganz besonders, da wir uns gerade hier stark engagieren. Die CONSTELLATION CAPITAL konzentriert sich bei Investments stark auf gesellschaftsrelevante Projekte. Das sind einerseits die Bereiche Bildung und Gesundheit – die momentan besonders gefragt sind. Doch künftig sehen wir auch E-Mobilität und Energieeffizienz noch stärker im Fokus. Auch wenn der Bund derzeit selbst viel in Bildung investiert, reicht dies leider noch nicht für den dringend notwendigen Strukturwandel. Und hier kommen wir ins Spiel, denn wir widmen unsere Investments gesamtgesellschaftlich wichtigen Themen und treiben den Wandel maßgeblich voran. So stellen wir unsere potenziellen Investments entsprechend unserem Credo „healthy body, healthy mind, healthy planet” vorab auf den Prüfstand und entscheiden dann.

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