Green Covered Bonds auf Wachstumskurs

„Die Marke ‚Grüne Pfandbriefe‘ erfüllt konkrete Kriterien.“

Ein Interview mit Dr. Frederik Kunze, NORD/LB Markets Strategy & Floor Research, Teil 2. 

Wie hat sich der Markt für Green Covered Bonds global entwickelt und wo stehen wir in Deutschland?

In der Retrospektive darf an dieser Stelle ruhig noch einmal betont werden, wie dynamisch sich das Segment für Green Covered Bonds allgemein aber auch für Grüne Pfandbriefe in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. Im laufenden Jahr wurden im EUR-Benchmarksegment bereits mehr Green Covered Bonds emittiert als im bisherigen Rekordjahr 2020. Dies ist nach unserer Auffassung umso bemerkenswerter, wenn bedacht wird, dass der „konventionelle“ Covered Bond-Markt eher durch eine ausgeprägte Behäbigkeit mit Blick auf die Neuemissionen gekennzeichnet ist. Das ausstehende Volumen an Green Covered Bonds im Benchmarksegment summiert sich mittlerweile auf immerhin EUR 20,5 Mrd. verteilt auf 16 Emittenten aus fünf Ländern – Tendenz steigend: sowohl beim Volumen als auch bei Emittenten.

Was unterscheidet den Grünen Pfandbrief und was schätzen Investoren insgesamt an Green Covered Bonds bzw. dem Grünen Pfandbrief?

Mit Blick auf die Vorteile aus Investorensicht lassen sich wie eingangs bereits angesprochen sowohl für Green Covered Bonds als auch für Grüne Pfandbriefe die zusammengeführten Eigenschaften einer vergleichsweise sicheren Anlageform mit den Aspekten grünen Investierens hervorheben. Wir beobachten ja auch auf Seiten der institutionellen Anleger eine steigende Nachfrage nach grünen Assets, die wiederum auch aus den Bedürfnissen ihrer Kunden bzw. Stakeholder resultiert. Grüne Pfandbriefe zeichnen sich nicht zuletzt auch dadurch aus, dass es in Deutschland bereits seit einiger Zeit Mindestanforderungen an die Emittenten gibt, die es zu erfüllen gilt. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Investoren auch eine hohe Gewissheit, dass diejenigen Pfandbriefe welche den Namen „Grüne Pfandbriefe“ tragen (dürfen), konkrete Kriterien erfüllen (müssen).

Wo gibt es noch Nachbesserungsbedarf?

Bei allen Erfolgsmeldungen mit Blick auf die Dynamik gibt es auf Seiten der internationalen Standards durchaus noch gewissen Nachbesserungsbedarf. Das gilt aber keineswegs nur für das Teilsegment der Green Covered Bonds bzw. Grünen Pfandbriefe. Die EU hat jüngst mit der Taxonomie sowie dem Green Bond Standard einen Antritt gemacht und Anforderungen an grüne Assets definiert, die letztlich auch für die Marke „EU Green Bond“ gelten würden. Gleichwohl gilt es hier aus Sicht der regulatorischen politischen Entscheidungsträger auch immer abzuwägen. So könnten zu lockere Vorgaben an die „grünen Assets“ den eigentlichen Sinn des Green Bonds verwässern. Allerdings könnten andererseits zu strenge Kriterien einzelne Märkte über Gebühr belasten bzw. den Kreis der zugelassenen Assets zu stark einschränken. Schließlich geht es auch immer darum nationale bzw. regionale Unterschiede zu berücksichtigen. So sind zum Beispiel – wenn wir auf das Beispiel von Green Covered Bonds zurückkommen – nicht alle Gebäudestandards in den EU-Ländern identisch.

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