Fernwärme ist ein zentraler Baustein der Wärmewende

Ein Interview mit Josef Kremer, Geschäftsführer Stadtwerke Dinslaken GmbH, Teil 2.

Frage: Welche Rolle spielt Fernwärme derzeit im Energiemix und wie umweltfreundlich ist sie? Wohin könnte der Umbau der Netze insgesamt führen?

Die Fernwärme ist ein zentraler Baustein der Wärmewende. Sie ist per se schon umweltschonend, weil sie Wärme im Verbund verteilt und im wahrsten Sinne des Wortes Energien für die Wärmeerzeugung bündelt. Letztendlich entscheidend sind also die Erzeugungsanlagen, die Frage also, wo diese Wärme herkommt. Seit Beginn der 1980er Jahre nutzen wir in Dinslaken und Umgebung industrielle Abwärme, die in unser Verbundsystem, die Fernwärmeschiene Niederrhein, eingespeist wird. Das war unser erster großer Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bei uns in der Region – und europaweit ein Pilotprojekt. Jetzt und in Zukunft setzen wir auf die Erzeugung von Wärme und Strom aus Biomasseanlagen in Kraft-Wärme-Kopplung auf Grundlage von Holz oder Biomethan und streben eine Senkung des Primärenergiefaktors an. In unserem Fernwärmenetz Hennstedt liegt der Primärenergiefaktor z.B. nur bei 0,2. Doch nicht nur die Einsparung von CO2 ist ein wichtiger Faktor, sondern auch die Energieeffizienz. Die Optimierung der Systemtemperatur im Fernwärmenetz spielt dabei eine große Rolle. Geringere Netztemperaturen öffnen die Möglichkeiten neuer Wärmequellen.

Die Stärke von Fernwärmenetzen liegt darin, dass sie die Infrastruktur für die klimaneutrale Wärmewende darstellen. Eine Infrastruktur, die auch wir kontinuierlich ausbauen.

Frage: Warum ist die Energiegewinnung aus Holz beim Holzenergie Zentrum DHE klimaneutral? Was steckt dahinter?

Bei der thermischen Verwertung von Holz werden nur die Mengen an CO2 freigesetzt, die der Baum beim Wachstum aufgenommen hat. Im DHE verwerten wir Holz der Kategorien I bis III, Material, das nicht mehr anders verwertet, sprich recycelt werden kann. Es gibt also nur noch zwei Möglichkeiten: man überlässt das Material seinem natürlichen Verfall, bei dem das darin gespeicherte CO2 freigesetzt wird, oder man verbrennt es, was aufs Gleiche herauskommt. Der Zyklus der Aufnahme und Freigabe von CO2 ist organisch und in sich geschlossen. Er ist in sich schon klimaneutral. Durch die thermische Nutzung von diesem Holz im DHE klinken wir uns nicht nur sozusagen in diesen klimaneutralen Prozess ein, wir gewinnen Energie, die man sonst anderweitig und damit mit einem zusätzlichen CO2-Ausstoß hätte erzeugen müssen. Dies ist die CO2-Einsparung, die wir mit künftig 125.000 Tonnen pro Jahr beziffern können.

Frage: Das Kraftwerk ist auch eine Antwort auf den Kohleausstieg und die Schließung des Kraftwerks in Walsum. Welche weiteren klimaneutralen Projekte wären denkbar?

Ich würde eher sagen: Welche weiteren klimaneutralen Projekte sind denkbar und werden bereits durchdacht! Wie gesagt, im letzten Jahr haben wir mit einem Partner, der Köhler Renewables, die Biowärme Dinslaken gegründet. Deren Aufgabe ist der Bau weiterer Biomasse-Heizkraftwerke, also Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis von Holz oder Biomethan. Der Stadtwerke Dinslaken Konzern investiert auch zukünftig in Windkraftanlagen oder Solarparks wie z.B. Heidenau. 24.500 Tonnen CO2 werden allein durch die bestehenden Wind- und Solaranlagen pro Jahr eingespart. Der forcierte Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bleibt ebenso ein wichtiger Aspekt wie auch die Umsetzung von Mieterstromkonzepten, also Strom, der in unmittelbar räumlicher Nähe zum Abnehmer produziert wird (z.B. PV-Anlagen) und nicht in die öffentlichen Netze geleitet wird. Für Gewerbekunden bieten wir Kleinst-BHKWs an als nachhaltige, kostensparende und effiziente Methode der Energieversorgung der Zukunft.

Aber es gibt auch kleinere Schritte, die wir gehen. Wir haben unsere Trinkwasserversorgung klimaneutral gemacht. Und für das geplante Außenbecken unseres Dinslakener Stadtwerkebads DINamare werden wir künftig Abwärme aus der Kühlung unserer benachbarten Eissporthalle nutzen. So betrachtet schwimmen unsere Badegäste dann auch im Winter im beheizten Außenbecken klimaneutral.

Frage: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der NORD/LB auf diesen Projekten?

Die NORD/LB zeichnet sich durch kreative Begleitung komplexer Sachverhalte aus, arbeitet sich zieldirekt und mit viel Engagement in Fragestellungen ein und denkt nicht in Problemen, sondern in Lösungen. Die Langfristigkeit der Abschreibung ist ein ganz besonderes Geschäft, das die NORD/LB besonders gut durchdrungen hat.

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