Fernwärme ist ein zentraler Baustein der Wärmewende

Ein Interview mit Josef Kremer, Geschäftsführer Stadtwerke Dinslaken GmbH, Teil 1.

Frage: Nachhaltigkeit steht für die Stadtwerke Dinslaken schon seit längerer Zeit im Zentrum Ihrer Geschäftsaktivitäten. Wie ist dieser Grundgedanke entstanden und mit welchen Projekten haben Sie sich auf den Weg gemacht?

Nachhaltigkeit der Wärmeerzeugung wird schon seit den 80er Jahren in Dinslaken gelebt. Mit der damals innovativen Auskopplung von industrieller Abwärme der Stahlerzeugung und der chemischen Industrie haben die Stadtwerke Dinslaken die ersten Schritte der Wärmewende umgesetzt. Der zweite Schritt der Wärmewende erfolgte 2004, hier konnte durch die Umrüstung des Heizkraftwerkes von Kohle- auf Holzbetrieb der Tochtergesellschaft WEP die Wärmeversorgung der Stadt Hückelhoven nahezu CO2-frei gestaltet werden. Mit diesen positiven Erfahrungen wurden weitere holzbetriebene Heizkraftwerke umgesetzt und so Primärenergie verdrängt. Somit war es nur logisch, dass wir vier Jahre vor dem Auslaufen des Wärmevertrages 2022 aus dem kohlebetriebenen KWK Kraftwerk Walsum frühzeitig das Projekt DHE Dinslakener Holz-Energiezentrum entwickelt haben. Dies geschah weit vor dem Kohleausstiegsgesetz.

Die Entwicklung des Energiemarktes hat uns Recht gegeben, dass wir Projekte dieser Art im Konzern angestoßen haben. Mit dem Dinslakener Holz-Energiezentrum, welches 2023 in Betrieb gehen soll, setzen wir neue Maßstäbe. Auf der Basis von Altholz werden in der hochmodernen Anlage künftig annähernd klimaneutral etwa 380 GWh Wärme erzeugt. Gleichzeitig wird im DHE in Kraft-Wärme-Kopplung Strom produziert. Dies macht die Anlage besonders klimaschonend und effizient.

Frage: Was ist die langfristige Strategie der Stadtwerke Dinslaken in puncto Klimaneutralität?

Unsere „langfristige“ Strategie ist es, mittelfristig eine annähernde Klimaneutralität in Bezug auf die Wärmewende zu erreichen. In Dinslaken erreichen wir das Ziel 2023, wenn das Dinslakener Holz-Energiezentrum ans Netz geht. Und an unseren anderen Standorten, an denen nicht auch schon von vornherein Biomasse eingesetzt wurde, modernisieren wir nach und nach die Energieerzeugung – Wärme und Strom in Kraftwärmekopplung. Allein im letzten Jahr haben wir dafür sieben Biomethan-BHKWs gekauft. Und wir haben eine weitere Gesellschaft gegründet, die Biowärme Dinslaken GmbH, die sich auf den Bau und den Betrieb von Biomasse-Heizkraftwerken spezialisiert. Darüber hinaus setzen wir auch weiterhin ebenso auf die Nutzung industrieller Abwärme wie auch auf Investitionen in Wind- und Solarenergieanlagen. Wir forcieren den Ausbau der Elektromobilität zum einen durch die Schaffung einer öffentlichen Ladeinfrastruktur in Dinslaken und Hückelhoven, zum anderen bieten wir auch Ladelösungen für den privaten und gewerblichen Bereich.

Frage: Sie bauen mit dem Holzenergie Zentrum DHE ein Projekt, das die bisherige Logik der Versorgung mit Fernwärme umkehrt: Das Wertvolle ist hier die Wärme und der Strom eher das Nebenprodukt. Wie entstand die Idee zu dem Projekt? Vielleicht erzählen Sie uns kurz über die Genese des Projekts?

Irgendwann redeten alle von der „Energiewende“, meinten aber eine Stromwende. Weg von der Atomkraft und hin zur Windkraft und Photovoltaik. Das war allerdings zu einseitig, nicht bis zum Ende durchdacht. Wer die Klimaneutralität will, muss sich von den konventionellen Erzeugungsanlagen verabschieden. Aber was sind das für Anlagen? Das sind KWK-Anlagen, Heizkraftwerke, die eben nicht nur Strom, sondern Wärme erzeugen. Und dieser Wärmebedarf ist bei der „Energiewende“ von der Politik erst einmal komplett übersehen worden, obwohl rund 84% des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte für Raumwärme und Warmwasser verwendet wird. Uns als einem der größten Fernwärmeanbieter Deutschlands war klar, dass bei der Abschaltung von Steinkohle-Heizkraftwerken vor allem die Wärmeauskopplung kompensiert werden muss.

Genau vor dieser Herausforderung standen wir dann in unserem Kerngebiet in Dinslaken. Mit dem absehbaren Ende der Kohleverstromung und der damit für uns so entscheidenden Wärmelieferung mussten wir eine Alternative schaffen, die auf unseren Bedarf abzielt. Deshalb bauen wir das DHE und deshalb wird das DHE künftig wärmegeführt betrieben. Die zusätzliche Erzeugung von Strom in Kraft-Wärme-Kopplung steigert zusätzlich die Effizienz der Anlage, ohne das Klima zu belasten.

Frage: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der NORD/LB auf diesen Projekten?

Die NORD/LB zeichnet sich durch kreative Begleitung komplexer Sachverhalte aus, arbeitet sich zieldirekt und mit viel Engagement in Fragestellungen ein und denkt nicht in Problemen, sondern in Lösungen. Die Langfristigkeit der Abschreibung ist ein ganz besonderes Geschäft, das die NORD/LB besonders gut durchdrungen hat.

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