Green Bonds in der NORD/LB
Wie sich die grüne Anleihe in der NORD/LB entwickelt hat und welche Herausforderungen zukünftig bestehen, darüber haben wir mit unserem Kollegen Philipp Bank aus dem Geschäftsfeld Markets gesprochen.
Wann wurde der erste Green Bond im NORD/LB Konzern emittiert und was waren die Hintergründe?
Wir haben schon vor Jahren das Thema Nachhaltigkeit als Zukunftsthema identifiziert. Seit 2016 beschäftigten wir uns daher intensiv mit dem Finanzprodukt Green Bond. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits erste Green Bond-Emissionen auch von nichtstaatlichen Emittenten angeboten. In der damaligen Deutschen Hypothekenbank – eine ehemalige Tochtergesellschaft der NORD/LB und seit Juli 2021 unter der Marke „Deutsche Hypo – NORD/LB Real Estate Finance“ für das gewerbliche Immobiliengeschäft in der NORD/LB verantwortlich – setzten wir ein Leuchtturmprojekt im Bereich Immobilien auf. Bei der Emission von Green Bonds refinanziert sich die Bank durch Anleihen, deren eingeworbene Mittel ausschließlich für ökologisch nachhaltige Finanzierungen verwendet werden. In unserem Fall ist es die Finanzierung besonders energieeffizienter Gebäude, sogenannter Green Buildings. Hierbei wurden die objektspezifischen Datenanforderungen an die Kunden erweitert und die Prozesse der Bank angepasst.
Unser erster Grüner Pfandbrief wurde schließlich im November 2017 erfolgreich emittiert. Dies war zu dem Zeitpunkt die weltweit zweite Emission eines Grünen Hypothekenpfandbriefs.
Wie hat sich die Thematik in den letzten Jahren in der NORD/LB entwickelt?
Die Dynamik hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – sowohl am Markt als auch bei uns. Nach erfolgreicher Implementierung des Green Bonds haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir auch auf der Aktivseite den Nachhaltigkeitsgedanken berücksichtigen können. Die konsequente Ergänzung war daher die Gewährung von Green Loans, bei denen die Kunden für die Finanzierung energieeffizienter Gebäude Zinsvorteile erhalten. Seit 2019 werden zusätzlich zu den Green Bonds auch Green Loans angeboten.
In der damaligen Deutschen Hypothekenbank wurden seit 2017 insgesamt 1,388 Mrd. Euro über Green Bonds eingeworben. Neben der Emission von Grünen Hypothekenpfandbriefen im Benchmarkformat wurden zudem ungedeckte Grüne Schuldverschreibungen und Schuldscheindarlehen als Privatplatzierungen emittiert. Im Jahr 2020 wurde die Produktpalette um Grüne Termingelder für Kommunen ergänzt.
Die NORD/LB hat auch ein Green Bond Programm. Worum geht es in diesem Programm und was ist das Ziel?
Mit der Vollintegration der Deutschen Hypo in die NORD/LB zum 1. Juli 2021 hat die NORD/LB das Green Bond-Programm übernommen. Es wird nun in der NORD/LB weiterentwickelt und perspektivisch um ökologisch nachhaltiges Kreditgeschäft der NORD/LB ergänzt. Aktuell bewertet die Bank energieeffiziente Gebäude von gewerblichen Immobilienkunden anhand von Nachhaltigkeitszertifikaten und Energieausweisen. Mithilfe dieser Dokumente können die Eigenschaften der jeweiligen Immobilien bewertet und ein Nachhaltigkeitsscore ermittelt werden. Nur Immobilien, die den Green Bond Mindeststandards entsprechen, werden für das Green Bond Programm in Betracht gezogen. Neben der Energieeffizienz fließen auch Kriterien über die Entfernung zum öffentlichen Personennahverkehr und eine mögliche Bodenversiegelung mit Bebauung des Objekts in die Bewertung der Immobilie ein. Außerdem regelt das Rahmenwerk klare Ausschlusskriterien in Bezug auf Hauptmieter aus kontroversen Geschäftsfeldern, wie beispielsweise der Rüstungsindustrie. Letztendlich werden die Eigenschaften der Green Buildings in einem Green Bond Reporting publiziert.
Wie sieht der aktuelle Asset Pool der NORD/LB aus?
Der aktuelle Asset Pool mit Stand zum 30. Juli 2021 umfasst Green Buildings im Wert von knapp 3,5 Mrd. Euro. Davon stellen Bürogebäude mit Klimaanlage (42%), Wohngebäude (21%) sowie Kaufhäuser und Einkaufszentren (15%) den Hauptteil dar. 59% der finanzierten Green Buildings sind weniger als 250 Meter vom öffentlichen Personennahverkehr entfernt, 80% der finanzierten Green Buildings wurden auf bereits versiegelten Flächen – dem sogenannten Brownfield – gebaut. Einen Großteil der auf der grünen Wiese (Greenfield) errichteten Objekte sind Wohngebäude, zum Beispiel in Neubaugebieten. Mit 62% wurden die meisten Green Buildings in Deutschland errichtet.
Was sind die Vorteile einer grünen Emission für die NORD/LB?
Durch die Emission von Grünen Pfandbriefen und auch die Finanzierung von Green Buildings unterstützt die Bank als Finanzintermediär sowohl Investoren als auch Projektentwickler und Mieter bei der umweltfreundlichen Gestaltung des Lebensraums. Die NORD/LB fördert damit messbar die Reduzierung von CO2-Emissionen und das umweltbewusste Verhalten in der Gesellschaft.
Darüber hinaus haben wir durch die grüne Refinanzierung neue Investoren angesprochen und konnten unsere Investorenbasis somit erweitern.
Welche Herausforderungen gibt es für die Bank aktuell in Bezug auf Green Finance und welche wird es zukünftig geben?
Natürlich ist das Liquiditätsmanagement eines grünen Asset Pools mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden. So muss regelmäßig überprüft werden, ob die Immobilien noch alle benötigten Anforderungen erfüllen. Wenn zum Beispiel Energieausweise oder Nachhaltigkeitszertifikate der Green Buildings ablaufen und keine aktualisierten Dokumente vom Darlehensnehmer eingereicht werden, dann verliert das Objekt seine Green Bond-Fähigkeit und wird dem Asset Pool entnommen.
Zudem werden im Rahmen der Maßnahmen der Europäischen Union zur Schaffung eines europäischen Qualitätsstandards in Form der EU-Taxonomie und des EU-Green Bond Standards sowohl die Nachfrage als auch die Anforderungen an Emittenten steigen. Auch wir in der NORD/LB werden gefordert sein, unsere Produkte stetig weiter zu verbessern. Doch wir haben eine sehr gute Ausgangsbasis und setzen uns intensiv mit allen Herausforderungen auseinander.